Ausschlafen, Frühstück frühestens um 10, Bücher lesen, lange Strandspaziergänge, gemütlich durch kleine Läden bummeln, entspannt einen Kaffee trinken, vielleicht sogar Wellness und abends gemeinsam Kochen oder schön Essen gehen. Hört sich toll an? Ist es auch – nennt sich Urlaub. Oder halt, sagen wir besser: Nannte sich Urlaub – bis vor etwa zwei Jahren.
Buddeln vor dem Frühstück
Mit Kleinkind endet die Nacht – zumindest bei uns – spätestens irgendwann zwischen 6 und 7 Uhr. Ob gerade Urlaub oder Wochenende ist, interessiert einen Zweijährigen wenig. Und statt mit einem gemütlichen Frühstück beginnt der Tag mit Puzzeln, Duplo bauen oder – wie in diesem Urlaub – mit Buddeln am Strand. Gegessen wird meist in der Ferienwohnung – weil stressfreier – oder die Restaurants werden nicht vorangig nach der Speisekarte, sondern nach den Optionen der Kinderbespaßung ausgesucht. Entspanntes Liegen am Strand oder auf dem Balkon ist mit einem von der Entdeckerlust getriebenen Kleinkind auf eine Dauer von zwei Minuten beschränkt.
„Nie wieder ,richtiger‘ Urlaub“
„Nie wieder ,richtiger‘ Urlaub“ – zumindest nicht, bis das Kind irgendwann nicht mehr an einem Urlaub mit Mama und Papa interessiert ist? Aber ist das wirklich so? Heißt Urlaub nicht auch, sich für das Zeit nehmen zu können, für das man im Alltag kaum Zeit findet? „Früher“ war das vielleicht ein 400-Seiten-Wälzer, heute ist es einfach mal das Kind, Kind sein lassen zu können, ihm mehr Freiheiten zu ermöglichen, als es der manchmal durchgetaktete Alltag zulässt, besser auf es eingehen zu können, mehr gemeinsam lachen, toben, Quatsch machen und die Welt entdecken. Auch das ist Urlaub – das habe ich mittlerweile verstanden.
Zeit als Familie
Urlaub gibt die Möglichkeit eine ganz intensive Zeit zusammen als Familie zu verbringen, ohne die alltäglichen Verpflichtungen, das Hetzen von Kita zur Arbeit und umgekehrt, die notwendigen Absprachen zwischen den Eltern. Das tut auch einem erst Zweijährigen merkbar gut. In nur einer Woche hat er so viele neue Wörter gelernt, so viele neue Erfahrungen gemacht, so viel Raum zum Spielen, wie sonst wahrscheinlich in einem ganzen Monat nicht.
Urlaub mit (Klein)kind ist anders, als Urlaub als Single oder als Paar. So, wie sich halt auch das gesamte Leben mit der Geburt eines Kindes verändert. Genauso wie ich und wir uns als Familie in den neuen Alltag mit Kind erst einfinden mussten, genauso mussten wir auch erst lernen, was Urlaub mit Kleinkind heißt und wie wir ihn so gestalten, dass alle Familienmitglieder etwas davon haben.
Reiseziele: Bitte Kleinkind-kompatibel
Für mich heißt das auch, dass manche Reiseziele, die vielleicht schon seit einiger Zeit in meinem Kopf herumschwirren, auch erstmal dort bleiben werden. Denn – ganz ehrlich – einen mehrtägigen Städtetrip mit Kleinkind stelle ich mir nicht wirklich entspannt vor – weder für Kind, noch für Eltern. Dann besser Strand und Meer direkt vor der Tür, wie zuletzt in unserem Urlaub im Strandhaus an der holländischen Nordsee und um 7:30 Uhr mit dem Kaffee in der Hand dem kleinen Mann beim Buddeln zusehen – oder auch mitmachen.